#18 Fahrt mit einem DAF 33 von 1970

Heute habe ich einen Bericht, der vielleicht sogar im Vereinsmagazin des DAF-Club Deutschland e.V. erscheinen wird.

 

 

Lange hatte ich mich darauf gefreut - eine Fahrt in einem DAF, nach gut 25 Jahren Abstinenz.

OK, aber was hat das jetzt mit VESPA zu tun? Nun, wie VESPA bei den Modern Vespas auch, nur eben ein paar Jahrzehnte vorher, hatte sich DAF für seine Kleinwagen komplett der Variomatik verschrieben.

Meine Anfrage beim DAF-Club Deutschland e.V. bezüglich einer Nostalgiefahrt wurde innerhalb des Clubs so zeitnah veröffentlicht und positiv bestätigt, dass ich heute noch ganz Baff, ob der Spontanität und Hilfsbereitschaft des Clubs und besonders von Herrn H. aus Peine, bin!

 

Ich bin familiär zum Thema DAF vorbelastet - meine Mutter besaß zwei 44er an die ich mich erinnern kann und auch mein erstes Auto war ein 55er Coupe. Firma Eichler hatte uns zu allen 3 Fahrzeugen verholfen.

 

Mit meinem 55er trieben wir damals manchen Unfug den die Technik des DAF ermöglichte:

zog man bei meinem Modell in warmem Zustand den Choke, ging der Wagen nicht aus, sondern fuhr mit ca. 20 km/h allein weiter. Auf verwaisten Realkauf-Parklätzen fuhren wir mit diesem "Tempomat", während wir auf der Peripherie des Autos rumturnten. Heute unvorstellbar...

 

Unvergesslich ist mir auch der Kommentar meines damaligen Lehrherrn während einer "Taxifahrt" geblieben: "Klingt wie eine Nähmaschine!"

Frechheit, Kulturbanause! Aber gut genug, um ihn zum Mercedes-Händler zu fahren war es dann wohl doch...

 

So, und jetzt oute ich mich mal.

In DAF-Kreisen kennt mich ja doch keiner: meine ersten Erinnerungen an einen DAF sind, dass ich in einem laubfroschgrünen 44er, auf dem Weg von Obernkirchen nach Hannover, meiner Mama Heintje´s Schlager "Mama" ins Ohr geträllert habe. Übrigens in durchaus chortauglicher Qualität, wie externe Quellen damals bestätigten und mich erfolglos zum Beitritt in einen solchen drängen wollten. Aber wie beim Meister selbst ließ auch meine Stimme mit steigendem Alter stark nach...

 

Anmerken möchte ich noch, dass ich mittlerweile schon 2 x in Eindhoven im DAF-Museum war, mit einer Mischung aus Melancholie und Faszination. Immer wieder bin ich begeistert von den Ingenieursleistungen dieses Unternehmens. 

Soviel kurz zu meiner DAF-Prägung, doch nun zum Hauptteil, der Fahrt in einem echten Oldie.

 

Wir hatten uns auf dem 8. Oldtimertreffen des ADAC auf dem Fahrsicherheitszentrum Hannover-Messe/Laatzen verabredet. Der DAF 33 mit Baujahr 1970, basierend auf einer Konstruktion von 1959, wartete bereits auf mich. Nach einer kurzen technischen Begutachtung ging es auch schon los.

 

Ich mag mich täuschen, aber gibt es einen "DAF-Geruch"? Ich meine ja - leichte Öl- und Benzinnoten mit einem Hauch Wurzelholz und Büffelfell. Gut, das war jetzt übertrieben aber ich meine wirklich, dass die DAF einen speziellen Geruch haben. Mir fiel es jedenfalls gleich auf.

 

Mein erstes "Coming home" war der Lenkradbezug - ich weiss es noch wie heute, als ich damals bei meinem 55er durch die tausend Löcher gefädelt bin, um ihn stramm an das Lenkrad zu nähen. Das Serien-Lenkrad war wirklich nicht besonders grifffreundlich.

 

Motorstart und - ja, so klingt ein Boxer!

Deutlich präsenter als bei meinem Erst-Kfz nahm der Motor seine Arbeit auf. Bezüglich Dämmung hatte DAF in späteren Jahren also zugelegt. Nichtsdestotrotz, nach kurzer Warmlaufphase schoben uns die 750 ccm vorwärts. 

27 PS - da haben heutige Microcars mehr als das doppelte an Leistung und doch ist der 33er keine lahme Schnecke. Gut, dafür ist auch kaum Technik/Gewicht eingebaut. Aber bezogen auf damals war alles was es brauchte an Bord.

 

Die Kombination Kleinwagen/Automatik ist heute, bei Grossstädten nahe des Verkehrsinfarktes, aktueller denn je. Ich selbst habe mich gerade in eben dieser Zusammenstellung bei einem namhaften, niedersächsischen Autohersteller bedient. Beim 33er von Komfort zu sprechen wäre vermutlich zu hoch gegriffen, aber ich will es so sagen - er machte seine Sache ordentlich.

 

Es ist immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Schaltern und Hebeln so ein DAF ausgerüstet ist. Und doch - als Laie hat man mangels Beschriftung selbst mit den wenigen Steuerelementen zuerst Zuordungsprobleme.

Überrascht war ich noch von Bremse und Lenkung - obwohl ich das Gaspedal naturgemäß nur gestreichelt habe, stand auch die eine oder andere Bremsung an. Hui, mangels einsetzender Wirkung eine erste Schrecksekunde. Da heisst es drauftreten! Bei der Lenkung merkt man wie sehr man schon auf aktuelle Unterstützung geeicht ist. 

 

Ruckzuck waren wir dann auch schon wieder am Startpunkt angelangt.

Für mich war es eine tolle Zeitreise, vermutlich werde ich nicht mehr oft in meinem Leben am Steuer eines DAF sitzen - deswegen hier noch einmal mein herzlicher Dank an Herrn H. für dieses seltene Erlebnis!

 

 

Bei unserer Verabschiedung raunte noch jemand aus dem Hintergrund:

"Der sieht aus wie ein Trabbi!" 

Frechheit, Kulturbanause! Musste der auch noch zu Mercedes?!